„Jedes Haus hat eine Geschichte zu erzählen“: Denk Mal Am Ort in Frankfurt am 1. und 2. April 2023

(pm/fsm) – 78 Jahre nach der Befreiung vom Nationalsozialismus gedenken Frankfurter im Rahmen des deutschlandweiten Projektes „Denk Mal Am Ort“ am 1. und 2. April – dem auf den Jahrestag der Befreiung folgenden Wochenende – mit acht Veranstaltungen an den Wohn- und Wirkungsstätten oder in unmittelbarer Nähe jüdischen Frankfurtern, die im Nationalsozialismus verfolgt und entrechtet wurden. Der Eintritt ist frei.

Bei einem Stadtgang über die Zeil wird am Samstag, 1. April, um 14 Uhr an den April-Boykott vor genau 100 Jahren erinnert, dem Beginn der Boykottierung und Enteignung der jüdischen Geschäftsinhaber Frankfurts. Die heutigen Bewohner des Hauses in der Kantstraße 6, das mit dem Wegfall des Mieterschutzes für jüdische Bürger in der NS-Zeit eins von 300 „Ghettohäusern“ wurde, erinnern ab 15 Uhr mit einer Treppenhaus-Ausstellung an die Familie Stern und 32 weitere Menschen, die dort einst lebten.

Auf dem jüdischen Friedhof lässt sich am Sonntag, 2. April, um 14 Uhr erfahren, welche Bewandtnis es mit einem Doppel-Grab ohne Inschrift hat. Die Historikerin Christine Hartwig-Thürmer und ein Nachkomme erzählen die Geschichte von Rosette und Siegmund Una und ihrer Familie. Der Verwalter der jüdischen Friedhöfe gibt Einblicke in jüdische Begräbniskultur.

Bei einem Rundgang über die Zeil am Samstag von 10 bis 11.30 Uhr geht es auf Spurensuche nach dem einstigen jüdischen Leben im so genannten Diplomatenviertel. Eine Führung durch die Villa 102 in der Bockenheimer Landstraße am Samstag von 13 bis 15 Uhr ermöglicht Einblicke in die Geschichte des Architekturdenkmals von 1912 und seiner einstigen Bewohner, der Familie Sondheimer.

Im Café Anschluss gedenken die aus den USA angereisten Schwestern Karen und Connie Levy am Sonntag um 11.30 Uhr ihrer Urgroßmutter Elise Hofmann, die in der Hansaallee aus dem 1930 eröffneten Altersheim der Emma Budge Stiftung deportiert wurde. Die Historikerin Dr. Gudrun Jäger erzählt die Geschichte des heutigen Seniorenzentrums Grünhof im Park. In der Autorenbuchhandlung Marx & Co liest der Schauspieler Jochen Nix am Samstag um 16 Uhr aus dem im Exil verfassten Zeitzeugenbericht des Rechtsanwalts und Notars Dr. Julius Meyer Auszüge über dessen Verhaftung.

Das Kino Mal Seh’n zeigt am Samstag um 13 Uhr den Film „Meinen Freunden zum Abschied“ des Frankfurter Filmemachers Heiko Arendt, benannt nach dem Beginn des Briefes, den Ernst Ludwig Oswalt kurz vor seiner Deportation schrieb. Zum anschließenden Gespräch kommt Oswalts Nichte Ruth Oswalt aus Basel.

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